Das Museumsgebäude ist 1966 errichtet worden. Die Ausstellung ist 1998 neu aufgestellt und durch Keramiken und Werke der Kleinkunst bereichert worden; im selben Jahr konnte auch die Restaurierung des größten Grabmonuments Griechenlands abgeschlossen werden, das nun in einem eigens hergerichteten Saal im Erdgeschoss besichtigt werden kann.
Wenn man die Exponate in chronologischer Reihenfolge besichtigen will, besucht man zunächst das Obergeschoss.
Im Vorraum des Obergeschosses ist ein in seiner Größe und für seine Zeit einzigartiger bronzener Schiffsschnabel einer Triere aus dem 4. Jh. v. Chr. ausgestellt; in der Nähe sieht man ein Marmorauge einer Triere und pyramidenförmige Steinanker. Wichtig sind das seltene metrische Relief mit Maßangaben für „Fuß“ und „Spanne“ und die Marktgesetzinschrift aus dem 1. Jh. v. Chr., die Bezeichnungen und Preise einer Garküche enthält. Das Marmormaß diente zur Kontrolle von Flüssigkeitsmaßen.
Vor dem Durchgang zum zweiten Saal sieht man eine Vitrine mit Funden aus attischen Heiligtümern aus dem 8.-4. Jh. v. Chr., darunter Waffen, Protomen und weibliche Statuetten. In einer anderen Vitrine sind die Funde aus dem ersten minoischen Gipfelheiligtum außerhalb Kretas von Agios Georgios auf Kythera ausgestellt, in dem zahlreiche Nachbildungen von Körpergliedern und Statuetten von Betenden gefunden worden sind.
Im zweiten Saal sind Vasen aus dem Zeitraum zwischen 1500 und 300 v. Chr. ausgestellt. Die ältesten Stücke stammen aus mykenischer Zeit, wie diejenigen aus dem Heiligtum von Agios Konstantinos bei Methana sowie aus Gräbern aus Voula und Varkiza. Es folgen charakteristische Beispiele geometrischer Zeit aus Trachones und von Salamis, woher die seltene protogeometrische Amphora stammt, um deren Hals das Schwert des Verstorbenen gebogen ist. An die aus zahlreichen attischen Werkstätten stammende korinthische Keramik schließen sich die schwarz- und rotfigurig bemalten Gefäße an.
Das Piräus-Museum besitzt eine reiche Sammlung attischer Keramik, darunter die schwarzfigurige Lekythos mit der Darstellung eines Bocksopfers aus Kallithea und die große rotfigurige Amphora mit einer Darstellung der Ernte im heiligen Olivenhain in Anwesenheit der Göttin Athena. Interessant sind auch die Lutrophoren mit Hochzeitsdarstellungen und die Schwarzfirnisgefäße mit dem monochromen Dekor, die Metallgefäße imitieren.
In der folgenden Vitrine sind Objekte des Alltagslebens der antiken griechischen Kinder, Frauen und Männer ausgestellt. Man sieht Miniaturgefäße, Rasseln, Puppen mit beweglichen Gliedern, eine Scherbe mit eingeritztem Alphabet und zahlreiche Spielzeuge. Aus der Welt der Frauen stammen die Salbgefäße aus Alabaster, die Spiegel, das Kochgerät und der einfache Webstuhl, aus der der Männer Geräte für das Gymnasion, zwei archaische Helme sowie Geräte zum Fischen und ärztliche Instrumente.
Die vier großen Bronzestatuen im dritten und vierten Saal, die 1959 gefunden worden sind, gehören zu den weltweit nur rund 35 Statuen dieser Art, die aus der Antike erhalten geblieben sind.
Der 1,95 m große Apollon aus dem Piräus ist der einzige erhaltene Bronzekouros; er stammt aus der Zeit um 500 v. Chr. und gilt als die älteste gegossene griechische Statue. Die bewundernswerte Statue stellt Apollon dar, dessen Gesicht einen strengen Ausdruck besitzt und der in der vorgestreckten Rechten wahrscheinlich eine Spendenschale hielt. Die Arme liegen nicht am Körper an, und im Gegensatz zu den Marmorkouroi, die den linken Fuß vorstellen, hat er den rechten vorgestellt.
Die drei Statuen des folgenden Saals, vertreten eine andere Phase der stilistischen Entwicklung der antiken griechischen Plastik. Sie stammen aus dem 4. Jh. v. Chr., doch sind ihre genaue Datierung und die Künstlerzuweisung noch nicht endgültig geklärt.
Die besonders eindrucksvolle, 1,94 m hohe Artemis-Statue mit dem reich gefältelten Chiton und den schönlinigen Bewegungen steht noch den Darstellungen der Jagdgöttin aus dem 5. Jh. v. Chr. nahe. Die überlebensgroße Athena-Statue, die 2,35 m misst, ist mit dem Peplos bekleidet und trägt einen mit Eulen, Greifen und einem Busch geschmückten korinthischen Helm auf dem Kopf.
In Saal 5 ist ein antikes Heiligtum wiederhergestellt, das mit Weihgaben aus verschiedenen Heiligtümern des Piräus ausgestattet ist. Den Mittelpunkt bildet der Naiskos mit dem Kultbild der von einem Löwen begleiteten Muttergöttin Kybele aus dem 4. Jh. v. Chr., das in Moschato gefunden worden ist. Es stellt eine Kopie nach einem Original des Phidias dar und wird seinem Schüler Agorakritos zugeschrieben. Im selben Saal sind weitere kleine Kybele-Naiskoi und einige der schönsten Weihreliefs der Sammlung ausgestellt, von denen eines den Heilgott Asklepios zeigt, der seine Hand nach dem Kranken ausstreckt, und zwei Totenmahlreliefs.
Der letzte Saal des Obergeschosses (Saal 6) beherbergt die Sammlung der Grabreliefs aus dem 5. und 4. Jh. v. Chr. Die Grabstelen zählen zu den ältesten Trägern des künstlerischen Ausdrucks und wurden vor allem auf den Gräbern jung verstorbener Frauen aufgestellt. Außerdem sieht man hier Grablekythen aus Marmor. Unter den besonders qualitätsvollen Grabreliefs ist besonders auf das seltene eines Schauspielers hinzuweisen, der eine tragische Maske hält, ferner auf die Stele der trauernden Philo und die sehr plastischen und ausdrucksstarken Figuren der Stele des Andron, der von seinem Sohn Abschied nimmt.
Im Erdgeschoss sind Grabmonumente aus der Zeit von 350-315 v. Chr. ausgestellt, kurz bevor diese Gattung verboten wurde. Die Gestalten stehen isoliert, und ihre Gesichter besitzen einen gezierten Ausdruck, was allerdings nicht bedeutet, dass sie keinen künstlerischen Wert besäßen.
Außerdem sieht man einen Grablöwen, der in Moschato gefunden worden ist, und einen Adler mit einer Schlange, Beispiele für den großen Aufwand, der in dieser Zeit bei der Grabausstattung getrieben wurde.
In Saal 8, dem größten des Museums, beeindruckt besonders die aufgrund ihrer Höhe von 3,50 m und ihres Dekors einzigartige Grabstele des Panchares; die Gefühle der Trauer sind bei den Gestalten der übrigen Reliefs meisterhaft wiedergegeben. Man sieht außerdem ein charakteristisches Beispiel einer Grabstele eines Familiengrabs mit einer sitzenden weiblichen und einer vor ihr stehenden männliche Gestalt sowie der Mutter und einer Dienerin, die ein kleines Kind hält, bei dessen Geburt die junge Frau gestorben ist.
Besonders hervorzuheben ist jedoch das Beispiel aus der letzten Entwicklungsphase der Grabreliefkunst, das 1968 in Kallithea ans Licht gekommen ist. Es handelt sich um das 7 m hohe Grabmonument des Metöken Nikeratos und seines Sohns, das um 325 v. Chr. entstanden ist. Es besteht aus einem Sockel, der von einem Amazonomachie-Fries bekrönt wird, drei Stufen ebenfalls mit Reliefschmuck und einem Naiskos mit zwei ionischen Säulen, unter dessen Dach in der Mitte die nackte Statue des Sohns, rechts von ihm der Vater und links ein junger Diener stehen, der dem Sohn den Mantel trägt. Der übertriebene Aufwand, der in dieser Zeit mit der Grabausstattung getrieben wurde, veranlasste Demetrios von Phaleron im Jahre 310 v. Chr. zu deren Verbot. Seither wurden wieder die bescheideneren Grablekythen aus Marmor auf den Gräbern aufgestellt, wie die des Lysis, eines Schülers des Sokrates, die gegenüber dem Monument von Kallithea auf dem obersten Treppenabsatz zu sehen ist.
Die Besichtigung des Museums endet mit den Sälen 9 und 10, der hellenistische Skulpturen enthält: einen weiblichen Torso, eine sitzende Nymphe, römische Kopien von Figuren der Parthenon-Giebel, die Statue eines Jünglings und ein lebensgroßes Porträt des Kaisers Hadrian. In Saal 9 sieht man eine Reihe von Marmorreliefs, die in einem attischen Atelier gearbeitet worden sind und nach Rom transportiert werden sollten; das Transportschiff ist jedoch bereits im Hafen von Piräus gesunken, wo sie im Jahre 1933 gefunden worden sind. Die Darstellungen basieren auf Vorbildern archaischer und klassischer Zeit.
Archäologisches Museum
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