Die Kykladeninsel Andros ist die Insel der griechischen Reeder, mit reicher Vegetation und kleinen aber feinen touristischen Angeboten. Sie ist die nördlichste und zweitgrößte Insel der Kykladen, bewohnt von etwa zehn Tausend Menschen. Im Vergleich dazu ist das Angebot an Fremdenbetten gering. Zu erreichen ist die Insel nicht von Piräus, sondern vom kleinen Hafen Rafina an der Ostküste Attikas.
Das Landschaftsbild der 40 km langen und 16 km breiten Insel wird durch vier Gebirgsmassive geprägt, die von Westen nach Osten die Insel durchziehen. Petalon, der höchste Berg, erreicht 994 m. Langgestreckte, grüne Täler bilden einen reizvollen Kontrast zu den kahlen Berghängen. Einige schöne Strände unterbrechen das Bild einer stark zerrissenen Küste.
In den breiten Tälern der Insel wird dank des ungewöhnlichen Wasserreichtums intensive Landwirtschaft betrieben: Zitronen, Orangen, Oliven, Tomaten und Getreide. Sie ist die fruchtbarste Insel der Kykladen. Charakteristisch sind auf höheren Lagen die kunstvoll aufgeschichteten Feldsteinmauern, die die Äcker vor Erosion schützen.
Ihren Namen bekam die Insel, der griechischen Mythologie nach, von ihrem ersten Herrscher, dem Heros Andros, der von einem Bruder des Kreta-Königs Minos ausgesandt wurde. In der neueren Geschichte wird sie Hydroussa genannt. Der Weingott Dionysos wurde hier im Altertum besonders geehrt.
Eine bewegte Geschichte weist die Insel Andros auf: erste Siedlungsspuren aus der Zeit um 1500 v.Chr. Bis 700 v.Chr. war die Blütezeit der Siedlung Zagora, an der Westküste. Funde können im Archäologischen Museum in der Hauptstadt Chora besichtigt werden. Im vierten Jh. v.Chr. war sie in der Gewalt der Makedonier, ab 133 v.Chr. der Römer. Ab 1207 herrschten venezianische Dynastien. Als Zeugen dieser Zeiten stehen noch Burgen und Türme auf der Insel als Ruinen.
In der byzantinischen Zeit war Andros für seine Seidenraupenzucht bekannt. Im Jahr 1579 wurde es von den Türken besetzt und kam schließlich 1832 an das Königreich Griechenland.
Seit dem 19. Jh. ist Andros die Heimat vieler einflußreicher Reeder geworden. Steuereinnahmen und Stiftungen brachten ihr beträchtlichen Wohlstand. Daher spielt der Fremdenverkehr auf der Insel eine untergeordnete Rolle.
An einer Bucht der Ostküste, auf einem sich weit ins Meer hinausziehenden Felsgrat liegt die Inselhauptstadt Andros oder Chora, auch Kastro genannt. Ihr Bild wird von gepflegten Straßen, schönen Patrizierhäusern und vielen Kirchen geprägt. Eine geschlossene Stadtarchitektur sowie beachtliche kulturelle und soziale Einrichtungen zeugen von einer wohlhabenden Stadt. Sie ist von einer marmorgepflasterten Hauptstraße durchzogen, mit schön angelegten Plätzen, Denkmälern, mehreren Museen, einer Bibliothek, Schulen, Gesundheitszentrum und einem Seniorenheim.
Eine Plateia im Zentrum hat den Namen Basilio Goulandris, und das aus gutem Grund. Die Reedersfamilie Goulandris gründete die gleichnamige Stiftung und schenkte der Stadt ein bemerkenswertes Archäologisches Museum, in dem die Geschichte der Insel dargestellt wird: Unter anderem werden Fundstücke aus der ehemaligen Hauptstadt Paleopolis gezeigt und aus Zagora. Der Hermes von Andros (1.Jh.v.Chr.) ist das Glanzstück des Museums.
Im ebenfalls von der Reederfamilie Goulandris gestifteten Museum für Moderne Kunst werden Bilder, Plastiken und Installationen griechischer Künstler des 20. Jh. gezeigt. Skulpturen von Michael Tombros nehmen darin einen breiten Raum ein.
Im neuen Flügel des modernen Museums finden jeden Sommer Wechselausstellungen mit Werken weltbekannter Künstler statt, wie Picasso, Kandinsky, Klee, Rodin und viele mehr.
In diesem Sommer wird im Rahmen der Kultur-Olympiade die Ausstellung „Picasso and Greece“ präsentiert, vom 27. Juni bis 26. September 2004.
Zu den Sehenswürdigkeiten in der Umgebung der Hauptstadt gehören das im Grünen liegende Dorf Stenies, der Ort Apikia mit seiner Mineralwasser-Quelle, das Kloster Agios Nikolaos mit dem Arkaden-Innenhof und der berühmten Ikone des Heiligen sowie der Ormos Korthiou.
An der Westküste sind der Hafen Gavrion und das Fischerdorf Batsi die einzigen Touristenziele mit Unterkünften, Stränden und Tavernen. In der Nähe von Batsi befindet sich auch der einzige Campingplatz auf der Insel. Hier findet der moderne Tourist alles, was er zu seinem Glück braucht.
Will man jedoch mehr als schöne Strände, traditionelle Tavernen und moderne Discos, bietet auch die Umgeburg viele interessante Ausflugsziele.
Von Gavrion aus, kurz nach dem Dorf Agios Petros, erreicht man den mächtigen Rundturm Pyrgos, der aus hellenistischer Zeit (3.Jh.v.Chr.) stammt.
Richtung Nordost von hier aus kommt der Besucher zum Dorf Vitali, das malerisch in der Bucht liegt, am Ende eines Tals. Hier findet man einen der schönsten Sandsträne auf Andros. Nicht weit von hier kann man kleine Grotten besichtigen, mit farbigen Stalaktiten und Stalagmiten.
Südlich vom Badeort Batsi liegen Paleopolis, die bis 800 n.Chr. Inselhauptstadt war und Zagora, die Siedlung aus geometrischer Zeit (um 800 v.Chr.).
Das Mesaria-Tal ist eine malerische Landschaft mit üppiger Vegetation. Inmitten von Zypressen- und Zitronenhainen stehen sehenswerte Kirchen und Klöster.
Oberhalb vom Dorf Kypri befindet sich das Kloster Zoodochou Pigis oder Hagias. Hier befinden sich Ikonen vom 14. und vom 16. Jahrhundert. Das Kloster wird seit 1928 von Nonnen bewohnt. Zurzeit leben hier nur noch zwei Frauen. Es werden deshalb Bemühungen unternommen, es wieder zu beleben und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
An den Hängen des Berges Katafygio ist das Kloster Panachrantou im Jahr 961 gebaut. Hier befindet sich die Reliquie des Heiligen Panteleimon.
Weit weg vom Meer und versteckt vom Blick der Piraten, im Tal des Flusses Achlas, ist das Kloster Agios Nikolaos, erwähnt seit 1560. Hier leben elf Mönche. Berühmt ist die Ikone der Jungfrau Maria, die „tränen“ soll und die von der Nonne Leonteia gewebte Ikone des Heiligen Nikolaos.
Schließlich bietet dem Besucher der Ort Menites, der in einer fruchtbaren, wasserreichen Landschaft liegt, Erfrischung und Erholung durch sprudelnde Quellen und Wasserfälle.