Agaven und Feigenkakteen wuchern an Felshängen, Palmen und Akazien säumen Uferpromenaden, Hibiscus und Gummibaum schmücken Gärten, Bougainvilleen und Blauregen umranken Häuser – all das zählt der Uneingeweihte zur Flora Griechenlands. Dabei ist ihm gar nicht bewusst, dass er es im Grunde mit fremden Pflanzen, im Fachjargon Neophyten (griech. "Neugepflanzte"), zu tun hat. Per Definition sind mit Neophyten alle Pflanzen gemeint, die nach der Entdeckung Amerikas 1492 vom Menschen nach Europa eingeführt wurden. Die meisten „Neubürger“ Griechenlands stammen aus Gebieten, die dem Mittelmeerraum klimatisch ähnlich sind, wie z.B. Südamerika, Mexiko oder Australien. Die Pflanzen wurden absichtlich als Nutz- oder Zierpflanzen eingeführt oder zufällig eingeschleppt. So wird der Feigenkaktus wegen seiner ungehemmten Verbreitung schon als lästiges Unkraut betrachtet.
Von den Neophyten sind die Archäophyten („Alteinwanderer“) zu unterscheiden. Das sind Kultur- oder Wildpflanzen, die ebenfalls in der Antike noch nicht bekannt waren, aber vor 1500 ihren Weg nach Griechenland gefunden haben. So hörten die alten Griechen durch die Feldzüge Alexanders des Großen von der Existenz der Zitrusfrüchte in Asien. Persische Gärtner kultivierten die Zitrone dann auch in Griechenland. Die wirtschaftlich wichtigen Zitrusfrüchte sind aber erst in jüngerer Zeit nach Griechenland gelangt.