Wir alle kennen die Wiege der Demokratie: Athen.
Und wir alle wissen, wer ihr den Namen gab: Athene.
Doch wer war diese Göttin Athene, der man Vernunft und Intelligenz nachsagte?
Als Metis, die erste Frau von Zeus, schwanger wurde, ging die Prophezeiung umher, dass dieses Kind ihn an Listenreichtum übertreffen werde und vom Olympischen Thron in die Tiefen der Erde stoßen werde. Zeus, der Göttervater, der sich seine Macht und den Thron bitter erkämpfte, sann auf eine List. Er bat seine nichts ahnende Metis um Metamorphosen, um sich daran zu erfreuen, wie verwandlungsfähig sie sei, so gab er vor. Doch der Göttervater führte Böses im Schilde. Die sich zu einem Wassertropfen verwandelte Metis verschluckte Zeus ohne mit der Wimper zu zucken und mit ihr das nicht geborene Kind. Das Übel schien aus der Welt geschafft zu sein. Doch kurze Zeit später hämmerte es in seinem Kopf, so dass Zeus glaubte, den Verstand zu verlieren. Kurzerhand entschied sein Sohn Hephaistos, der Schmied, dem Vater den Kopf zu spalten mit einem Vorschlaghammer, um den Schmerz zu lindern. In dem Moment, als der betäubende Schmerz nachließ, wurde Athene geboren, indem sie in voller Kriegsrüstung und mit Kriegsgeschrei aus dem Spalt des Kopfes ihres Vaters sprang, der sie fortan als sein Lieblingskind bezeichnete. Der Kopfgeborenen sagten sowohl die Götter als auch die Menschen Vorsicht, Intelligenz und die Liebe zum Krieg nach, aber nicht um andere zu vernichten, sondern um Frieden zu stiften. Zeus gab seine Tochter in die Hände des Meeresgottes Triton, damit sie mit seiner gleichaltrigen Tochter Pallas aufwachsen konnte. Immer darauf bedacht, dass es seinem Lieblingskind gut ginge, griff Zeus in einem spielerischen Wettkampf der beiden Freundinnen ein, die sich wie Schwestern fühlten. Leider sorgte der Übereifer des Vaters dafür, dass Athene ihre Schwester im Geiste unverschuldet tötete. Der Kummer des Verlustes traf die Göttin so stark, dass sie fortan den Namen der Freundin vor den ihren stellte und sich ab diesem Tage Pallas Athene nannte.
Es kam der Tag, als die Götter entschieden, dass jeder Gott seine eigene Stadt erhalten sollte, in der man ihm huldigte. Um Athen entbrannte ein heftiger Streit zwischen Pallas Athene und Poseidon, den der weise geschwänzte Krekrops entscheiden sollte. Krekrops Urteil fiel Pallas Athene zu, die das nützlichere Geschenk für die Menschen bereithielt, den Olivenbaum, und somit als Beschützerin der Stadt Athen und von ganz Attika gefeiert wurde. Die salzige Quelle und das Pferd, welches Poseidon in die Waagschale warf, verloren und somit verschwand Poseidon aus dem Olymp in die Tiefen des Meeres, um die Schmach zu vergessen.
Pallas Athene, die weitsichtige Göttin, beschützte viele Helden während ihrer Streifzüge zu den Taten, die sie berühmt machen sollten. So stand sie Perseus bei, der Medusa das Schlangenhaupt abzuschlagen. Jener schenkt ihr als Erinnerung ein Schild mit dem Antlitz der Medusa. Den Griechen stand sie im 10jährigen Kampf gegen Troja bei und flüsterte Odysseus die Idee mit dem Trojanischen Pferd in der Nacht ins Ohr, ihn führte sie später nach weiteren zehn Jahren nach Ithaka zu seiner wartenden Frau Penelope zurück. Um das Goldene Vlies aus Kolchis zu entführen, lässt sie die Argo bauen, damit Jason und die Argonauten über die Meere schippern konnten.
Doch auch die unnahbare Schöne, die sämtliche Begehrungen abwies, um sich ihren Aufgaben für die Menschen zu widmen, ereilte ein menschlicher Moment, in dem sie der Eifersucht begegnete. Arachne, eine junge Weberin rühmt sich damit, die schönsten Webarbeiten und Stickereien zu vollenden, viel schöner, als Athene es jemals schaffen würde. Diese Prahlereien gelangten bis zu Athene, der Schutzherrin der Webkunst. In Gestalt einer alten Frau machte sie sich auf den Weg, um sich von dem jungen Mädchen und ihrem Handwerk ein Bild zu machen. Das Treffen der beiden Frauen verlief verheerend, denn Arachne, nicht ahnend, wer sie besuchte, plusterte sich auf und gab in ihrer Überheblichkeit von sich, dass selbst Athene schlechter sei als sie und nicht solche Kunstwerke vollbringen könne. Die Wut und zudem die Eifersucht ergriff die Alte, denn das Mädchen hatte Recht. Die Göttin musste einsehen, dass sie niemals solche Werke fertigstellen könne. So schlug Pallas Athene in einem unbeherrschten Moment alles kurz und klein in der Werkstatt des Mädchens.
Am nächsten Tag erhängte sich Arachne, sie erkannte, dass die Göttin, die sie so sehr verehrte, sie aufgesucht hatte und testen wollte. Pallas Athene erfuhr von diesem traurigen Schicksal und bedauerte es zutiefst. Erneut macht sie sich auf den Weg zu der Werkstatt und findet die hängende Arachne vor, die sie mit einem Zaubermittel übergoss, welches sie schrumpfen ließ, bis aus ihr eine kleine Spinne wird, die nun für immer hängend ihre Netze spinnt … bis heute.