Das Neue Akropolismuseum hat diesen Sommer endlich seine Tore für die Allgemeinheit geöffnet, mit der für Griechenland charakteristischen Verspätung. Der Bau befindet sich äußerlich mit seiner Umgebung ganz und gar nicht in Einklang. Der graue Beton, Hauptbestandteil des neuen Museums, thront über den antiken Ruinen und symbolisiert somit die heutige Realität von Athen: Die Antike als Ausstellungsstück, die Moderne als Museum, krasse Gegensätze im Alltag der Athener. Graphik Designerin Konstantina, deren Eindrücke vom neuen Akropolismuseum ich erfragte, war charakteristischerweise der Ansicht, dass der Bau aussieht, als sei er von einem anderen Land ausgeliehen worden.
Das Museum bietet bietet dem Besucher bei näherer Betrachtung jedoch schon vor der Eingangstür imposante visuelle Erlebnisse. Ruinen antiker Nachbarschaften, die bei den Bauarbeiten für das Museum freigelegt wurden, sind entweder frei sichtbar oder liegen unter im Boden des Museumsvorplatzes eingelassen Glasfenstern. Dazu kommen die Olivenbäume als Symbole des antiken und des modernen Hellas sowie der Blick zum Akropolisfelsen.
Das Museum ist auf mehreren miteinander verbundenen Ebenen konstruiert und fungiert wie eine Art Zeitmaschine. Die Besucher gehen vom Erdgeschoss bis zum letzten Stockwerk auf eine Reise durch die Geschichte menschlicher Präsenz auf dem Akropolisfelsen von der archaischen Periode bis zur Spätantike. Zur Schau gestellt werden Kunstwerke in verschiedenen Einheien – im Erdgeschoss Funde von den Hängen des Akropolishügels und Überreste menschlicher Siedlung am Standort des neuen Museums von 3000 v. bis 1200 n. Chr.
Der erste Stock beherbergt mykenische, geometrische, archaische Periode und als letzter Teil die persische Invasion und der Übergang zur klassischen Periode. Die Ausstellungsstücke stehen frei und das ständige Spiel mit dem durch grosse Glasfenster einfallenden Licht soll den Besuchern die Essenz des Parthenontempel nahebringen. Im zweiten Stock werden die klassische, post-parthenonische und römische Periode zur Schau gestellt. Dort befindet sich ein Raum mit Videopräsentation zum Parthenontempel. Desweiteren kann man auf einen Teil der im ersten Stock ausgestellten Kunstwerke hinabsehen. Die Attraktion ist jedoch der Parthenonsaal in den Proportionen des Tempels selbst. Dort steht der komplette Parthenonfries zur Schau – sowohl der noch in Athen befindlichen Originale als auch Kopien der sich vom British Museum immer noch nicht zurückgegebenen Teile. Der Parthenonsaal ist in seiner Ausrichtung und seinen Dimensionen dem 300m entfernt in Sichtweite situierten Parthenontempel nachempfunden.
Wer eine Essenspause einlegen will, kann dies im nett ausgestatteten Restaurant im zweiten Stock tun – natürlich mit Blick auf die Akropolis. Bei der Einrichtung wurde auf Details Wert gelegt. Wirtschaftsingenieur Dinos war beispielsweise begeistert von den Väschen mit den mediterranen Pflänzchen, die jeden Tisch zieren.
Andenken – von Kleidung bis Schmuck und Literatur - werden ebenfalls im zweiten Stock verkauft, für die Kinder gibt es besonders im Erdgeschoss Dinge zu holen.
Nachdem die Besucher ihren in Geist und Magen gefühlten Hunger in den Räumlichkeiten des Neuen Akropolismuseums gestillt haben und sich mit Andenken eingedeckt haben, können sie in jeder Hinsicht gestärkt wieder in den Athener Moloch eintauchen – und erneut vergessen, auf welch historischem Boden sie wandeln.