Im Nordosten von Griechenland erstreckt sich eine schmale Landzunge, die von der türkischen und bulgarischen Grenze geformt wird. Dort liegt inmitten der Präfektur Evros der Wald von Dadia. Dichter Fichten und Eichenwald bedeckt eine sanfte Hügellandschaft, dem Rodopi-Gebirge, mit Gipfeln bis zu 800 m Höhe. Dazwischen stechen schroffe Felsformationen aus dem Dikicht hervor. Kleine Flüsse und Bäche, die Ihren Ursprung in den Bulgarischen Bergen haben, schlängeln sich durch die dicht bewaldeten Täler und münden im Evros. Grenzfluss zwischen Griechenland und der Türkei.
„Dadia" zu Deutsch „Kienspan"
Dieses idyllische Rückzugsgebiet hat sich in den letzten Jahren zu einem idealen Lebensraum für eine Vielzahl von Tierarten entwickelt. 219 Vogelarten, darunter 36 Raubvogelarten, von welchen rund 20 Gattungen hier ihren ständigen Lebensraum haben. 40 Reptilien - und Amphibienarten, sowie 48 Säugetierarten, darunter Wölfe und Schakale, bewohnen dieses Gebiet. Ob Schwarzstorch oder Schlangenadler, Schwarz- oder Mönchsgeier, dem Ornithologen, mit Fernglas ausgestattet, verschafft der rege Luftverkehr bald Genickschmerzen. Dieser Überlebensraum ist der einzigste Ort in Europa, wo 3 der 4 europäischen Geiergattungen brüten. Wer mit botanisch -sensibilisiertem Blick den Wald zwischen April und Juni durchwandert, hat große Chancen, seltene Wildorchideen und eine Vielzahl anderer wild wachsender Pflanzenarten zu entdecken. Seit 1980 steht dieser Wald unter Naturschutz. Eine streng geschützte Kernzone mit einer Fläche von ca. 73000 ha. und eine Peripheriezone um die Kernzone herum mit einer Fläche von ca. 357000 Hektar. Vor dem Eingang des Naturschutzgebietes ist ein ökotouristisches Zentrum mit Übernachtungsmöglichkeit in einer 20 Zimmer umfassenden Herberge, einem Cafe - Restaurant und einem Informationszentrum entstanden.
Mit dem Fernglas nah an die „Beute"
Der Besucher hat die Möglichkeit, sich einer geführten Tour anzuschließen. Nach einer Einführung mit Film - und Diavortrag fährt man in Begleitung von geschultem Personal mit einem Kleinbus zum Beobachtungszentrum. Eine getarnte Holzhütte mit Ausguck auf den gegenüber gelegenen Hügel. Mit bloßen Auge sieht man nur eine Kuppe mit spärlichen Baumbestand. Dunkle Punkte bewegen sich auf der ockerfarbenen Fläche. Mit bereitgestellten Fernrohren, auf Stativen montiert kann man diese Punkte fokussieren und beobachtet dabei ein in Europa einmaliges Naturschauspiel: Geier beim Fressen.
Verendete Tiere werden von Viehzüchtern aus der Umgebung gespendet. Diese ständige Futterquelle gibt Ornithologen die seltene Chance, langfristige Studien über diese Geierarten zu erstellen. Auch individuelle Exkursionen sind jederzeit möglich. Ein gut beschildertes und angelegtes Wegenetz führt durch den Wald und lädt zu ausgedehnten Touren zu Fuß oder mit dem Fahrrad ein. Für den Appetit zwischendurch sorgt eine Gruppe von Frauen, die sich zu einer agrotouristischen Kooperative zusammengeschlossen haben und traditionelle Küche und Kunsthandwerk fördern. In Katratzides, einem zur Wirtschaft umfunktionierten Forsthaus, bekochen die Frauen mit regionalen Rezepten die Gäste.
Dadia ist ca. 50 km von Alexandroupoli entfernt und wegen der kurzen Strecke von interessierten Besuchern als Tagestrip vom Urlaubsstützpunkt am Meer eingeplant.