Abseits von den von Besuchern oft überlaufenen berühmten archäologischen Stätten Griechenlands liegen in Etolo-Akarnania einige Ausgrabungsstätten, die kaum frequentiert werden. Zu Unrecht, denn sie sind es wert, einen kleinen Umweg in Kauf zu nehmen. Aber auch landschaftliche Schönheiten und idyllische Städtchen gibt es in dieser Präfektur zu entdecken.
Mesolongi
Die Hauptstadt der Präfektur liegt auf einer flachen Halbinsel in einer großen Salzwasserlagune (Limni Thalassa), deren Besichtigung man nicht versäumen sollte. In die griechische Geschichte ist Mesolongi eingegangen durch den heroischen Mut seiner Bevölkerung im Kampf um die Befreiung von den Türken. Sie trotzte der türkischen Belagerung solange die Lebensmittelvorräte reichten. Als die Lage hoffnungslos geworden war, verließ ein Teil der Bevölkerung heimlich die Stadt, wurde jedoch verraten und zum größten Teil von den Türken niedergemetzelt. Der andere Teil der Einwohner blieb in Messolongi und sprengte sich mit den Pulvermagazinen in die Luft. Von der gesamten Bevölkerung überlebten nur etwa 1800 Menschen. Unterstützt wurden die Griechen unter anderem von dem berühmten englischen Dichter Lord George Byron, der 1824 in Messolongi am Sumpffieber starb und sein Herz in der Stadt beisetzen ließ.
Nafpaktos
Das malerischste Städtchen von Etoloakarnania liegt am Korinthischen Golf und ging, wie Mesolongi, in die Geschichte ein - allerdings unter seinem alten Namen Lepanto - durch die wohl berühmteste Seeschlacht der Geschichte, bei der die christliche Flotte die aus 200 Galeeren bestehende türkische Flotte vernichtend schlug. Heute ist Nafpaktos mit seinem malerischen venezianischen Hafen und der aus der selben Zeit stammenden Festung am Berg sicher als eines der schönsten Städtchen Griechenlands zu bezeichnen.
Kalydon
In der Antike berühmt durch den Mythos von der Jagd auf den kalydonischen Eber. Der Ort Kalydon ist belegt seit dem 8. Jh.v.Chr., seine Blütezeit lag jedoch im Hellenismus, als er kultisches und politisches Zentrum des Aitolerbundes war. Zu besichtigen ist auf einem nicht hohen aber steilen Bergrücken das Terrassenfundament, auf dem die Tempel der Artemis Laphria (4. Jh.v.Chr.) und des Apollon Laphrios (6. Jh.v.Chr.) standen. Interessant ist die Besichtigung des Heroons des reichenund vornehmen Bürgers Leon (2. Jh.v.Chr.), ein großer, quadratischer Baukomplex mit einem Kultsaal an der Nordseite. Zu sehen ist noch die einst unter dem Kultsaal gelegene Grabkammer mit steinernen Klinen. Etwas weiter südlich liegen die Reste eines nur teilweise ausgegrabenen Theaters.
Oiniadai
Auf einer Hügelkuppe im Schwemmland des Acheloos lag die antike Stadt Oiniadai. Durch die starken Veränderungen der Küstenlinie liegt der Ort heute weit im Landesinneren, damals jedoch lag er am Meer und besaß einen Hafen. Eindrucksvoll ist die Befestigungsanlage, die 5,5km im Umfang mißt und sehr vielfältig gebaut ist mit polygonalem, isodomem und pseudo-isodomem Mauerwerk. Recht gut erhalten ist ein kleines Theater aus der hellenistischen Zeit. Nicht entgehen lassen sollte man sich die Besichtigung der teils in die Felsen geschlagenen, teils ins Wasser gebauten antiken Schiffshäuser, die sich hier besser als irgendwo sonst erhalten haben.
Pleuron
Hoch über der Küstenebene von Mesolonghi liegt auf dem Sattel eines Steilen Berges Pleuron, eine antike Festungsstadt aus dem 3. Jh.V.Chr.. Der eindrucksvolle Mauerring ist sehr gut erhalten. Ausserdem ist eine große gemauerte Zisternenanlage zu sehen. Eine herrliche Aussicht über den Korinthischen Golf kann man von dem kleinen Theater aus genießen.
Thermos
Auf einer Hochebene oberhalb des schönen Trichonis-Sees lag das Apollon-Heiligtum von Thermos, einst der kultische und politische Mittelpunkt der Region. Der erste Apollon-Tempel in Thermos wurde schon im 8. Jh.v.Chr. gebaut, im 6. und 3. Jh.v.Chr. folgten Neubauten. Im 3. Jh.v.Chr. wurde der Platz zu einer großen Agora umgebaut, die als Handelsplatz und als Ort der Bundesversammlung der Aitoler diente. Dazu gehören ein in seinen Grundmauern erhaltenes Brunnenhaus und drei riesige, über 160m lange Säulenhallen. Das kleine Museum zeigt Fundstücke die am Ort ausgegraben wurden.
Stratos
Etwa 10km nordwestlich von Agrinion, am Oberlauf des Acheloos dehnen sich über zwei Hügel die Ruinen der antiken Stadt aus. Recht gut erhaltene Stadtmauern mit zahlreichen Toren und Türmen sind zu besichtigen. Im äußersten Westen der Stadt befand sich der Tempel des Zeus Stratios. Die ungeglätteten Säulenschäfte ohne Kanneluren zeigen, dass der Tempel nie vollendet wurde. Moderne Ruinen gibt es auch in der antiken Stadt: Die Reste eines kleinen Dorfes mit sorgfältig gebauten Steinhäusern, das erst um 1960 aufgegeben wurde.
Antirrio
Hier, an der nur 2 km schmalen Meerenge zwischen Rion auf der Peloponnes und Antirrio auf dem nordgriechischen Festland, liegt der „Zwilling“ der Festung von Rion. Beide Festungen wurden 1400 von den Venezianern erbaut und 1499 von den Türken erweitert. Bastionen und Türme beider Festungen haben sich erhalten und zeugen von der einstigen Bedeutung der beiden Orte an der engsten Stelle der Einfahrt zum Korinthischen Golf.